Am Martinstag 1754 brannte in Ostro das sogenannte Pelz´sche Gut ab, wodurch der Besitzer völlig verarmte und schließlich sein Grundstück dem Bautzener Kapitel zum Kauf anbot. Das Domstift kaufte das Gut 1755 für 535 Taler und ließ bereits ein Jahr später Scheune, Stallungen und Schuppen aufbauen, um das Gut wirtschaftlich weiterführen zu können. Das zweigeschossige Pfarrhaus ließ der Bischof Jakob Johann Joseph Wosky von Bärenstamm (1692–1771) auf eigene Kosten erbauen, damit die Bewohner im Obergeschoss bis zur Fertigstellung des vorgesehenen Kirchenneubaus Gottesdienste feiern konnten. Die Kirche wurde zwischen 1768 und 1772 gebaut und am 14. September 1772 von Domdekan Cardona eingeweiht.
Innenausstattung
Bei dem Altar, dem Altartisch und dem Taufbecken handelt es sich um die Originale aus der Zeit der Erbauung der Kirche, sie datieren in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Sie tragen zum Teil Stilelemente des Rokoko. Das Taufbecken, verziert mit fünf Engelsköpfen, stammt wahrscheinlich aus Böhmen.
Auf dem Altarbild erkennt man den Hl. Benno mit Bischofsstab und Mitra; der vor ihm stehende Engel reicht ihm Schlüssel und Fisch, die ihm zugeschriebenen Attribute. Das Altarbild entstand nach Motiven eines Ölgemäldes vom früheren Altar des Bautzener Dom, das dem italienischen Künstler Stefano Torelli zugeschrieben wird (um 1750) und sich heute in der Bautzener Domschatzkammer befindet.
Über dem Altarbild befindet sich die Dreifaltigkeitsgruppe. Der Strahlenkranz mit Wolken und Engelsköpfen, in dessen Mitte die Geisttaube schwebt, bildet den Abschluss der Bekrönung des Altarbildes. Rechts davor – unterhalb des Strahlenkranzes – thront Gottvater mit Zepter auf der Weltkugel. Links davor ist der Gottessohn mit dem Kreuz auf einer Wolke zu sehen. Ihnen zur Seite an den beiden Stützen des Strahlenkranzes betet jeweils ein Engel. Die Bekrönung wird durch zwei Henkelvasen mit Flammen an beiden Außenseiten verziert.
Der Altar wird eingerahmt von einer Statue des Hl. Jakobus des Älteren (Nordseite), dargestellt als Pilger mit Tasche, Stab und Kürbisflasche, und des Hl. Johannes Nepomuk (Südseite), das Kreuz anbetend.
Bei der Kanzel handelt es sich um eine Nachbildung der älteren Vorlage mit neuer künstlerischer und baulicher Gestaltung. Marian Wjenk, inzwischen Firmeninhaber der Tischlerei Wenk aus Ostro, baute diese als seine Meisterarbeit und schenkte sie der Pfarrgemeinde (2008). Außerdem baute er nach alten Fotografien einen der ehemaligen Seitenaltäre nach, der seit Juni 2013 wieder seinen Platz in der Kirche gefunden hat.
Anlässlich seines goldenen Priesterjubiläums ließ der damalige Pfarrer Jakob Herrmann ein farbiges Fenster auf der Nordseite einbauen, das die Sixtinische Madonna darstellt. Der sorbische Spruch lautet in deutscher Übersetzung: Zur dankbaren Erinnerung an sein goldenes Priesterjubiläum am 9. November 1909 seiner Pfarrkirche gewidmet Jakub Herrmann, Domkapitular und Pfarrer.
Orgel
Im Jahr 1815 erhielt die Ostroer Pfarrkirche eine Orgel der Bautzener Firma Renner mit drei Registern, die zwei Jahre später auf sieben und 1880 auf zehn Register erhöht wurde. Damals wurden zwei Emporen eingebaut und von Bischof Franz Lock bezahlt. Die Orgel wurde 1944 von der Firma Eule grundlegend erneuert, bevor 1994 durch eine neue Orgel (Firma Eule) ersetzt wurde.
Glocken
Im Glockenstuhl befindet sich ein Vierer Geläut aus Bronzeglocken. Die erste und vierte Glocke wurden in der Glockengießerei Johann Gottfried Weinhold in Dresden gegossen und stammen aus dem Weihejahr 1772; sie tragen eine sorbische Inschrift. Die zweite und dritte Glocke wurden 1964 in der Glockgießerei Schilling in Apolda hergestellt.
Die Turmuhr stammt aus dem Jahr 1929 und verfügt über zwei Stahlschlagglocken.
Renovierungen und Umbauten
Die Ostroer Kirche war ursprünglich kleiner als heute. Die Pfarrgemeinde hatte sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts stark vergrößert, weshalb der Raum in der Kirche nicht mehr ausreichte. Da ein mehrfach geplanter Neubau aus verschiedenen Gründen nicht realisiert werden konnte, erfolgte in den Jahren 1933/34 eine Erweiterung der Kirche nach Osten; außerdem wurde eine neue Sakristei (Südseite) angebaut.
Im Jahre 1972 erfolgte innnerhalb von zwei Monaten eine komplette Innensanierung, bei der der damalige Eingang neben der Sakristie auf der Südseite geschlossen und in den Turmanbau auf die Westseite verlegt sowie die obere Empore abgerissen wurde; einen neuen Außenputz erhielt die Kirche 1978.
Die bisher letzte Innen- und Außensanierung erfolgte in den Jahren 2001/2003.